WALDKIEFER  PINUS SYLVESTRIS

HISTORIE

Wir möchten Sie mitnehmen den Gestaltungsprozess dieser ca 60 Jahre alten Waldkiefer in all seinen zwischen Schritten zu erleben. Stellen Sie sich eine Bonsai Gestaltung wie das zusammen fügen einzelner Puzzle Teile vor. Wir versuchen den Baum Stück für Stück in seine einzel Parzellen zu zerlegen und ihn anschliessend zu einem gesamten Bild zusammen zufügen ! Wir wünschen ihnen Viel Spass bei dieser Bilder Dokumentation !

 

Heute gestalten wir eine schöne Waldkiefer welche 2018 im Alpinen Bereich geborgen wurde. Der lehmige Boden und die rauen Temperaturen dieser Landschaft bringen wunderbare alte mit viel Borke versehenen Koniferen hervor. Dieser Yamadori befindet sich seit 3 Jahren in unserem Bestand und wird nun auf die nächste Stufe seiner Existens gebracht !

 

STEP 1 - GRUNDINSPEKTION

 

Als aller erstes setzen wir uns mit der zukünftigen Vorderseite des Baumes auseinander. Der Baum weist eineschöne Grundbewegung auf wie für Kiefern aus dieser Region üblich. vor genau 15 Monaten haben wir den Baum das erste mal umgetopft, nach seiner Bergung. Wir konnten ca 70 % des Natuer Lehm Bodens aus seiner Trainingsschale enrfernen und diesen in seiner ersten Schale durch eine mittlere körnung Bimskies ersetzen.

Wir haben den Baum zu diesem Zeitpunkt bereits in eine halbwegs Ansprechende position getopft und nach 15 Monaten Rehabilitation, können die ersten arbeiten nun beginnen !

 

STEP 2 - DAS GRUNDGERÜST

 

Nachdem wir uns auf eine fiktive Forderseite geeinigt haben beginnen wir diesmal andersherum ! Normalerweise würde ich mit anfallenden Totholz arbeiten und dem entfernen unbrauchbarer Äste beginnen aber in diesem Fall... wir testen erstmal mit Hilfe einer Biegehilfe wie weit sich das obere drittel an Stamm noch in den Zentraln Mittelpunkt des Baumes bringen lässt. Mit Hilfe einer Zug Klemme biege ich den Stamm Stück für Stück in richtung mitte, bis ich das leichte Knacken eines kontrollierten Bruches an der Gabelung ( hier zu sehen in der Nähe meines Kopfes ) höhre !

 

Perfekt ! Wir haben den Mittelpunkt um gut ein drittel nach innen verlagert !

 

 

 

 

STEP 3 - REDUKTION

 

Nun da wir sicher gestellt haben das unser Mittelpunkt so gelegt ist, dass der über dem Nebari liegende Ast ( nun können wir es verraten, aus diesen haben wir es abgesehen ! ) einen Waagerechten Austrittswinkel besitzt, beginnen wir mit der Reduktion und benötigen keinen Plan B !

 

Der Ast im Apikalen Bereich und der untere Seiten Ast fallen nun der Konkav Zange zum Opfer !

 

Minimalistisch gehalten geht es nun in die Vorbereitung zur Biegung !

 

STEP 4 - EIN MOMENT ZUM LETZTEN NACHDENKEN

 

Der Baum ist auf das wesentliche Reduziert. Der Stammverlauf ist im Sinne des goldenen Schnittes bis zum maximum in den Mittelpunkt gerückt. Zeit zur Inspektion !

 

Bitte vergleichen Sie den Baum nun hier mit dem Ausgangspunkt im ersten Bild.

 

Wirkt schon stimmiger. Auf zum letzten Kampf :-)

 

STEP 5 - RAFFIA BAST

 

Der letzte Ast wird nun zur Stammverlängerung !

Um den Ast in dem Masse Bewegen zu können wie es nötig ist, benötigt unser Ast einen gewissen Schutz. Das Mittel der Wahl lautet Raffia Bast !

Raffia Bast hat die Eigenschaft das er sich beim Austrocknen zu zieht und den Ast noch enger stützt ! Durch die enge Bandage, in gleicher Laufrichtung wie unser darrauf folgender Draht gewickelt, wird das harte und weiche Holz gestützt und der Druck wird nicht punktuell auf den Ast einwirken sondern wird entlang des ganzen Astes gleichmässig verteilt.

So verhindern wir eine Absplitterung von Kambium und Splintholz.

 

STEP 6 - DIE HAUPTAST DRAHTUNG

 

Wie in Step 5 beschrieben, bbringen wir den Draht nun in gleicher Laufrichtung wie den drunter liegenden Bast an.

 

Ein Stück Draht welches am Stamm Rücken verankert wird, läuft in doppelter Wicklung um den Ast. Diesen lassen wir am Ende gleichmässig auf jeden Ast der Vorderen Gabelung laufen.

 

 

 

STEP 7 - DIE ERSTE BIEGUNG

 

Nachdem wir unseren Ast ausreichend Bandagiert haben, setze ich noch eine Schraube in den Hintergrund des Stammes um einen Zugdraht zu verankern.

 

Da wir einen recht Biegefreundlichen Grundwinkel des Astes besitzen, war ein Innen Draht Gerüst nicht von nöten.

 

Mit Biegehilfe und Jinzinge bringe ich den Ast nun in Bewegung !

 

Ein Grundgefühl bei der Handhabe ist hierbei unabdingar !

 

STEP 8 - DIE POSITION SITZT

 

Der Ast ist nun gebogen und mit insgesamt 2 Zugdrähten fixiert.

 

Das Grün hat nun die Seite gewechselt und bildet und jetzt schon in abstraktem masse unser zukünftige Gestaltungsrichtung ab.

 

Der Stamm wirkt durch die Reduktion nun auch wesentlich stimmiger und der Baum im gesamten kleiner.

 

STEP 9 - DIE LETZTEN ARBEITEN

 

In der Zwischenzeit habe ich ich mich noch um die 3 anfallenen Jins gekümmert.

Nun beginne ich damit alle Äste mit Draht zu versehen. Ich verzichte bei der Erstgestaltung in der Regel auf das entfernen der letztjährigen Nadeln, lediglich die Zweijährigen Nadeln.

 

Dies ermöglicht dem Baum mehr Grün um erstmal genügend Zucker und Auxin bilden zu können und uns im Gegenzug ein Voluminöseres Ergebnis im Apex !

 

Die erste Etage habe ich nun gestellt und kann die Krone daran orientieren.

 

 

 

STEP 10 - DIE FERTIGSTELLUNG

 

Der Baum liegt jetzt komplett im draht und wir können die Etagen setzen und die Krone gestalten.

 

Alle Teile fügen sich hervorragend zusammen und durch die verbleibenden letztjährigen Nadeln gelingt es uns eine recht finale Vision des Baumes zu präsentieren !

 

NACHWORT

 

Ein Bonsai erblickt das Tageslicht ! Die 3 Jahre vorbereitung in unserem garten haben sich gelohnt. Der Baum zeigt ein ausgewogenes Bild und die Richtung ist erkennbar. Natürlich muss man im Hinterkopf behalten, dass es sich hier um eine Erstgestaltung. Der Baum wird sich Entwickeln um muss nun erstmal seine neue Form annehmen. Die Äaste werden mit der Zeit länger und die Etagen werden in den nächsten Jahren weiter ausgebildet.

Wir sind sehr zufrieden mit der ersten Umsetzung unserer Vision und konnten ihnen wieder einen Spannenden EInblick in den Vorgang einer Gestaltung bieten. Wir hoffen Sie mit dieser Dokumentation beim Heimversuch motivieren und Unterstützen zu können !

 


 

WALDKIEFER

 ( PINUS SYLVESTRIS )

HISTORIE

Wir möchten Sie mitnehmen den Gestaltungsprozess dieser ca 60 Jahre alten Waldkiefer in all seinen zwischen Schritten zu erleben. Stellen Sie sich eine Bonsai Gestaltung wie das zusammen fügen einzelner Puzzle Teile vor. Wir versuchen den Baum Stück für Stück in seine einzel Parzellen zu zerlegen und ihn anschliessend zu einem gesamten Bild zusammen zufügen ! Wir wünschen ihnen Viel Spass bei dieser Bilder Dokumentation !

 

Heute gestalten wir eine schöne Waldkiefer welche 2019 im Wunderschönen Spanien geborgen wurde. Der lehmige Boden und die Mediteranen Temperaturen dieser Landschaft bringen wunderbare alte mit viel Borke versehenen Koniferen hervor. Dieser Yamadori befindet sich seit kurzem in unserem Bestand und wird nun auf die nächste Stufe seiner Existens gebracht !

STEP 1 - GRUNDINSPEKTION

 

Als aller erstes setzen wir uns mit der zukünftigen Vorderseite des Baumes auseinander. Der Baum weist einen eher geraden wuchs wie für Kiefern aus dieser Region üblich. Am Ansatz des Baumes findet sich eine Art dreh Wuchs welcher uns ein klein wenig angedeutete Stammbewegung bietet.

Um dem Betrachter ein Möglichst schönes Bild zu präsentiueren und um die lange Gerade zu brechen, werden wir den Baum im nach rechts geneigten Winkel in die Gestaltung bringen. 

Nun entscheide ich mich welche Äste Gestaltungsrelevant sind und welche nicht. Die Säge kommt zum Einsatz und wir reduzieren den Baum im ersten Schritt auf das wesentliche.

STEP 2 - DAS GRUNDGERÜST

 

Nachdem wir uns auf eine fiktive Forderseite geeinigt haben und die ersten Äste, welche definitiv nicht Gestaltungsrelevant sind, können wir einen ersten Einblick in das Grundgerüst unseres Vorhabens werfen.

 

Mit was arbeiten wir nun ? Da wir einen beeindruckenden Stamm mit recht langen Ästen haben bleibt natürlich nur eine Option. Wir müssen uns für einen oder mehrere Äste entscheiden, welche wir auf unnatürliche Weise um den Baum führen müssen um das Grün nah an den Stamm heran zu bringen.

 

Natürlich sind solche Art Eingriffe mit Pro und Contra zu betrachten!

Pro - wir bekommen einen schönen massiven Baum mit einem tollem Ansatz, Contra - Wir werden mit solchen Ausgangsmaterial keinen perfekten Astaufbau produzieren. Kaschieren lautet die Deviese !

 

STEP 3 - PLAN A & PLAN B

 

Wir haben den Baum nun auf exakt 4 Äste reduziert und uns nun den Primär Ast herausgesucht ! 3 Äste werden zum platzieren unserer Grün Masse benutzt, der 4. Ast wird unser Plan B ! Plan B ? Äste starker Biegungen zu unterziehen geht mit einem gewissen Mass an Risiko einher. Sollte unser Primär Ast die Arbeiten nicht überstehen, können wir mit dem übrig gelassenen Ast unser Vorhaben nochmals von vorne beginnen ohne eine tote Pflanze in Kauf zu behmen.

Da wir natürlich Mit bestem Wissen und Gewissen Arbeiten, rechnen wir erstmal mit dem Erfolg von Plan A !

 

 

STEP 4 - BOHRUNG

 

Alte Äste sind sind starr und schwer zu bewegen. Es gibt einige Techniken die Anwendung finden könnten. Das Anfallende Risiko ist Ähnlich auch wenn auf verschiedenen Wegen. Wir könnten den Ast der länge nach Auffräsen und einen Draht entlang der Linie einlegen. Wir könnten des Ast der länge nach spalten oder wie in unserem Fall, könnten wir Loch bohrungen vornehmen !

 

Um dem Splintholz seinen Wiederstand ein wenig zu nehmen, platzieren wir an 2 Stellen des ersten drittels 2 kleine Loch bohrungen. Auch ein abgehender Seitenast wurde entfernt und sein kern bis auf ca 2 cm ausgehöhlt. Dies sollte es uns ermöglichen den Ast problemlos zu bewegen !

 

STEP 5 - RAFFIA BAST, DIE ERSTE

 

Das Splintholz sowie das durchblutete Material an der aussen Seite wird brechen bei gewissem Druck.

Um den Ast in dem Masse Bewegen zu können wie es nötig ist, benötigt unser Ast einen gewissen Schutz. Das Mittel der Wahl lautet Raffia Bast !

Raffia Bast hat die Eigenschaft das er sich beim Austrocknen zu zieht und den Ast noch enger stützt ! Durch die enge Bandage, in gleicher Laufrichtung wie unser darrauf folgender Draht gewickelt, wird das harte und weiche Holz gestützt und der Druck wird nicht punktuell auf den Ast einwirken sondern wird entlang des ganzen Astes gleichmässig verteilt. Über die erste Schicht Bast legen wir ein Draht Innen Gerüst, welches die Biegung wiederum nochmals unterstützt.

 

STEP 6 - RAFFIA BAST, DIE ZWEITE

 

Nachdem unser Innengerüst platziert ist, können wir nun eine zweite Schicht Raffia auftragen !

 

Die zweite Schicht Raffia wird dem Innengerüst den nötigen halt und vor allem Druck geben um den Ast beim Biege Vorgang perfekt zwischen Erfolg und Versagen balancieren !

 

STEP 7 - DRAHT UND TAPE

 

Zwei Lagen Raffia plus ein Innengerüst sind angebracht und es fehlt nur noch eines zum Erfolg ! Isolierband ! Isolierband ?

Es gibt einige Kontroversen über das schwarze Band. Zum einen verhindert das Tape das schnelle Austrocknen des Bastes, welches aber hilfreich beim biegen ist, da unsere Borke durchgeweicht etwas biegsamer ist. Zum anderen übt das Tape zusätzlichen Druck auf die Bangage ab. Bei kleineren biegungen würde ich es nicht empfehlen, bei grösseren Baustellen ist es aber durchaus hilfreich !

Dann legen wir noch 2 Spuren Kupferdraht an und unsere Vorbereitungen sind hiermit abgeschlossen.

 

STEP 8 - DIE ERSTE BIEGUNG

 

Nun haben wir den Baum inseine zukünftige Gestaltungs Position gebracht und fangen an unsere 2 bandagierten Äste zu biegen !

Wie man sehen kann zeigt der Baum in dieser Position sein Höchstmass an Bewegung. Duch die Schräglage, brechen wir die gerade und lassen den leichten dreh Wuchs der Borke zur geltung kommen.

Um die Äste nicht über die Vorderseite zu kreutzen, tun wir dies auf der Rückseite. Wie bereits erwähnt, ist die Biegung nicht natürlich und wird es auch nie sein. Zumindest haben wir die Möglichkeit  diese zu kaschieren und auf der Rückseite entlang zu legen. Mit der Zeit und sich füllendem grün wird dieser Eingriff aber Jahr für Jahr weniger Sichtbar !

 

STEP 9 - RESUME DES ERSTEN TAGES

 

Eine Biegung dieses Ausmasses sollte keinesfalls auf einen Ruck durchgeführt werden ! Die Fasern im Inneren werden leicht reissen und der Harzfluss im inneren muss soch zwingend regulieren !

Daher haben wir für den ersten Arbeitstag das Pensum ans Limit gebracht und lassen den Baum nun 24 Stunden ruhen !

 

Wir sind auf einem guten WEG !

 

STEP 10 - TOTHOLZ

 

Der zweite Arbeitstag ist angebrochen und wir machen uns frisch erholt wieder an das Werk !

Ich beginne an diesem morgen mit der bearbeitung des Totholzes !

Da wir einen recht kompakten Baum haben und wir das Grün möglichst dicht an den Baum heran bekommen wollen, lassen wir die Jins relativ klein ausfallen !

 

Mit Hilfe des Stechbeitels und des Hammers entfernen wir die Borke und arbeiten uns Jin für Jin vor !

 

STEP 11 - BIEGUNG DIE ZWEITE

 

Das Totholz ist nun ganz gut heraus gearbeitet und wir fahren mit dem biegen unserer beiuden Äste fort !

 

Mit Hilfe einer grossen Schraubzwinge holen wir den Ast Stück für Stück an den Baum heran.

 

Wichtig hierbei ist es den Ast maximal 3-5 cm auf einmal eran zu ziehen ! Ich pausiere nach einigen cm wieder für eine Stunde und erlaube es dem Harz im inneren sich zu regulieren !

 

Stück für Stück näherst der Baum sich dem Bild welches ich in meinem Kopf skiziert habe !

 

STEP 12 - DIE ÄSTE SIND PLATZIERT

 

Nach diversen zwischen Schritten und Schweissperlen auf der Stirn, konnten wir die Äste nun gut platzieren ! Die grün masse wirkt nun Voluminös und es sollte uns gelingen den Baum im Prozess der Erstgestaltung recht passabel wirken zu lassen !

 

Wie ihnen vllt in den Vorherigen Schritten aufgefallen ist, haben wir die Schnittkante am Stammende nicht angefassst ! Da sich am Ende des Stammes unser sogenannter Plan B Ast befindet, lassen wir diese Stelle unberührt !

 

Sollte sich nach der kommenden Wachstumsperiode ein vitaler Wuchs zeigen und wir sicher sein können, dass der Baum die Operation gut überstanden hat, werden wir den übrigen Ast entfernen und die Schnittstelle im Apex gut heraus aubeiten und den Stamm noch um einige cm einkürzen. Abwer alles zu seiner Zeit

 

STEP 13 - SOWEIT SO GUT

 

Die Primär und Sekundär  Äste sind platziert. Die Silhouette ist erkennbar. Zeit den zweiten Arbeitstag mit einem guten Gefühl zu beenden !

Natürlich wissen wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht ob jeder Ast die Strapazen der letzten 2 Tage gut überstehen wird aber wir konnten keinerlei Anzeichen dafür finden, welche gegen einen Erfolg sprechen !

Nun gönnen wir dem Baum nochmals 24 Stunden ruhe bevor wir uns am nächten Tag der leichten Formgebung widmen !

 

STEP 14 - DIE FERTIG STELLUNG

 

 

Tag 3 unserer Gestaltung ist angebrochen. Die grossen Äste sind platziert, unser Grün ist so dicht am Stamm wie möglich und nun können wir mit der ersten Formgebung beginnen !

Wir verzichten auf eine komplette Detail Drahtung da die Strapazen der Ast Biegung relativ hoch waren. Wir platzieren das Grün zu einer schönen Silhouette und - fertig ! Ein neuer Bonsai ist gebohren !

Sollte der Baum die Arbeiten gut überstanden haben und alle Knospen ein vitales Wachstum zeigen, entfernen wir den Plan B Ast im kommenden Herbst und kürzen den Stammverlauf noch ein wenig ein bei der zweit Gestaltung ! 

Wir sind sehr zufrieden mit der ersten Umsetzung unserer Vision und hoffen das wir ihnen wieder einen Spannenden EInblick in den Vorgang einer Gestaltung geboten haben. Wir hoffen Sie mit dieser Dokumentation beim Heimversuch motivieren und Unterstützen zu können ! Immer den Draht im Auge behalten !

 


WALDKIEFER

 ( PINUS SYLVESTRIS )

STEP 1 - DAS FINDEN DER RICHTIGEN VORDER SEITE

 

Als allererstes setzen wir uns mit der zukünftigen Front Seite des Baumes auseinander. Der Baum weist ein schönes Zick Zack Muster auf welcher in einer perfekten Verjüngung endet. Die besten Vorraussetzungen der Grundstruktur sind gegeben.

 

Die Schwierigkeit besteht darin die richtige Front Seite zu wählen. Der Baum gibt im Grunde zwei Mögliche Ansichtsseiten. Die Stamm Bewegung spiegelt sich auf der vorderen und hinteren Seite exakt wieder. Auch der Unterste Ast bietet die gleichen Möglichkeiten auf beiden Seiten.

 

Der einzige Unterschied ist der Apex welcher von diesem Bild aus betrachtet nach hinten zeigt.

 

Ich lege mich jetzt noch nicht fest und beginne mit der Arbeit.

STEP 2 - WAS ZUVIEL IST, IST ZUVIEL

 

 

Nun da wir uns mit den zwei möglichen Ansichtsseiten des Baumes ausenander gesetzt haben ist es an der Zeit den Baum auf das wesentliche zu reduzieren.

 

In diesem Fall haben wir zwei starke Äste welcher aus dem selben Ausgangspunkt des Stammes entspringen. Da dies zu einer devinitiven Stammverdickung führen wird, entfernen wir einen der beiden.

STEP 3 - DIE SÄGE KOMMT ZUM EINSATZ

 

 

Nun entfernen wir einen der beiden gleich ständigen Äste.

 

Wir entscheiden uns für den kürzeren der beiden Äste, da uns der längere einen Perfekten ersten Ast bietet.

 

Nun laufen wir nicht mehr Gefahr einer möglichen Verdickung im oberen STammbereich und haben noch genug Grün um die Lücke zu füllen.

STEP 4 - DER ERSTE EINDUCK

 

 

Nun sehen wir den Baum das erste mal vor uns in seiner auf das nötigste reduzierten Form !

 

Der Baum bietet uns eine perfekte Ast Struktur um ein fertiges Bild kreieren zu können.

 

Da es sich um die zweit Gestaltung dieses Baumes handelt,  wurde im Vorfeld genug Verzweigung aufgebaut um den Baum reif und Ausgewogen wirken zu lassen.

STEP 5 - DIE RICHTIGE TECHNIK IST ENTSCHEIDEND

 

 

Nun kann damit begonnen werden, den Baum ein zu drahten.

 

Wichtig hierbei ist immer sich von innen nach aussen und von unten nach oben zu arbeiten.

 

Begonnen wird mit den dicksten Ästen und wir enden auf den dünnsten Ästen.

 

 

STEP 6 - DIE AUSSEN KANTEN

 

 

Um uns ein möglichst klares Bild über die Dimension unseres späteren Ergebnisses zu verschaffen, ist es unabdingbar die Aussenkannten auf beiden Seiten zu setzen.

 

Die rechte uns linke Seite sitzt nun und daran können wir uns im späteren Verlauf orientieren.

 

Zu diesem Zeitpunkt habe ich mich noch nicht für eine Ansichtsseite entschieden und arbeite mich weiter durch den Baum.

STEP 7 - ZUGDRAHT ( GUY WIRE )

 

 

Um grössere Äste perfekt zu platzieren nutze ich Zugdrähte !

 

Da grössere Äste einen zu hohen Wiederstand bieten um eine genaue Platzierung vorzunehmen, lautet das Mittel der Wahl Zugdraht !

 

Mit Hilfe des Zugdrahtes können wir Äste Selbst über das entdrahten hinaus fixieren und sIcher stellen, dass der Ast im Laufe der Jahre in seine Position wachsen kann. 

STEP 8 - DAS ZWISCHEN RESUME

 

 

Nun halten wir einen Moment inne und betrachten und studieren nochmals unseren Pflanzwinkel.

 

Sollten wir noch Korrekturen oder Veränderungen vornehmen wollen, wäre jetzt der richtige Zeitpunkt.

 

Nun da der Baum im halbfertigen Zustand vor uns steht entschied ich mich nun doch für eine Ansichtsseite.

 

Es sollte die Seite mit nach hinten geneigter Krone werden.

 

 

 

 

STEP 9 -AUF IN DAS LETZTE DRITTEL

 

 

Der finale Winkel ist festgelegt. Die finale Ansichtsseite ist entschieden.

 

Nun arbeite ich mich Etage für Etage durch den Baum und bin gespannt ob meine Vision des Baumes zum leben erwachen wird.

 

Etage für Etage wird von alten Nadeln befreit und im gleichen Atemzug möglichst final positioniert.

 

Diese Step by Step Arbeitsweise ermöglicht es mir , eine bessere Vorstellung des Endproduktes zu erhalten, als den Baum im ganzen durchzuarbeiten und mich dann erst an das Stellen der Äste zu begeben.

STEP 10 - DIE LETZTEN KORREKTUREN

 

 

Nun haben wir uns bis in die letzten Verzweigungen durch gearbeitet und unsere Vision des Baumes konnte zum leben erwachen !

 

Der Baum zeigt sich nun von einer Eleganten Ansichtsseite und ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis !

 

Ich hoffe ihnen wieder einmal einen Interessanten Einblick in den Gestaltungs Prozess dieses Baumes geben zu können !

 

Wir wünschen viel Erfolg beim Selbst Versuch und lassen den Baum nun auf uns wirken in all seiner Pracht !


EUROPÄISCHE SCHWARZKIEFER ( PINUS NIGRA )

HISTORIE

Wir möchten Sie mitnehmen den Gestaltungsprozess dieser ca 40 Jahre alten Schwarzkiefer in all seinen zwischen Schritten zu erleben. Stellen Sie sich eine Bonsai Gestaltung wie das zusammen fügen einzelner Puzzle Teile vor. Wir versuchen den Baum Stück für Stück in seine einzel Parzellen zu zerlegen und ihn anschliessend zu einem gesamten Bild zusammen zufügen ! Wir wünschen ihnen Viel Spass bei dieser Bilder Dokumentation !

Heute gestalten wir eine schöne Schwarzkiefer welche 2019 im Wunderschönen Südlichen Frankreich geborgen wurde. Der lehmige Boden und die mediteranen Temperaturen dieser Landschaft bringen wunderbare alte mit viel Borke versehenen Schwarzkiefern hervor. Dieser Yamadori befindet sich seit ca. einem Jahr in unserem Bestand und wird nun auf die nächste Stufe seiner Existens gebracht !

STEP 1 - DAS FINDEN DER RICHTIGEN SEITE

 

ALs allererstes setzen wir uns mit der zukünftigen Front Seite des Baumes auseinander. Der Baum weist einen schönen Bogen auf welcher in einer perfekten verjüngung endet. Die besten Vorraussetzungen der Grundstruktur sind gegeben.

Der Baum besteht im Kern aus 3 grossen Ästen. Da der Baum mit seinen Knapp 60 cm eine handliche Grösse vorweist, können wir uns ruhig von einem der 3 Äste verabschieden. Das üppige Grün der Nigra erlaubt es uns mit relativ wenig grün ein gefülltes stimmiges Abbild eines alten Baumes zu erzeugen.

STEP 2 - WAS ZUVIEL IST, IST ZUVIEL

 

Gesagt, getan ! Wir haben uns dafür entschieden, den am weitesten vom Mittelpunkt entfernten Ast entschieden.

Als Mittelpunkt bezeichnen wir nicht den Mittelpunkt der Schale, sondern den Mittelpunkt des Nebari.

Nun ist der Baum auf zwei drittel reduziert und wir können uns nun in ruhe mit seiner Gestaltungsrichtung auseinander setzen.

STEP 3 - WELCHE RICHTUNG SCHLAGEN WIR EIN ?

 

Der Baum bieten uns zwei mögliche Richtungen.

Es wäre Möglich den Ast den ich hier in der Hand halte nach Oben zu neigen. Diese Variante würde uns ein recht schlankes Ergebnis mit viel Bewegung und einer Krone, platziert über dem Nebari bringen. Man könnte sagen - der Weg des geringsten Wiederstands. Nachteil hierbei wäre eine inversieve Verjüngung da der Ast wesentlich dünner als der Stammverlauf ist. Für mich nicht die optimale Option.

Die zweite mögliche Variante wäre ein eher kleiner gedrungener Baum. Bei dieser Variante können wir den Ast als Ast erscheinen lassen und nicht als unglaubwürdige Verlängerung des Stammverlaufes..... besser ! 

Allerdings wird diese Möglichkeit eine kleine Operation benötigen.

STEP 4 - EIN SHARI SCHADET NIE

 

Die Richtung ist eingeschlagen, die Vision steht ! Allerdings bleibt noch eine Sache im Vorfeld zu tun. Eine Jin/Shari kombination.

Da wir uns von einem Ast verabschiedet haben bietet uns nun die vom Mittelpunkt abgewandte Seite eine schöne Möglichkeit für das einbringen eines kleinen Shari.

 

Dieses kann in Zukunft noch in beide Richtungen fortgeführt werden und bietet dem Betrachter etwas mehr Dramatik.

Ich empfehle in jeder Koniferen Gestaltung das einplanen eines Jin/Shari Bereiches.

STEP 5 - DIE ERSTE BANDAGE WIRD GESETZT

 

Nun kann die eigentliche Arbeit beginnen. Ich platziere Raffia Bast um dem Ast die nötige Stabilität bei der bevorstehenden Biegung zu bieten. Da wir den Ast nahezu in einem 90 Grad Winkel biegen müssen, benötigen wir soviel Schutz wie Nötig !

 

Das wickeln in der Richtigen Richtung ist hierbei Erfolgsentscheidend.

 

Durch das abtrocknen des feuchten bastes entsteht eine zusätzliche Stabilität beim zusammenziehen des Materials.

STEP 6 - KUPFER WIRD NÖTIG

 

Der erste Draht kann nun gesetzt werden. Wir verwenden Kupferdraht bei jeder Koniferen Gestaltung. Kupfer bietet uns den Vorteil der Formstabilität. Während entgegen ALuminium Draht eine eher ungeeignete Option ist beim platzieren grosser Äste.

STEP 7 - DIE RICHTIGE RICHTUNG IST ENTSCHEIDEND

 

Wichtig beim einsetzen unserer Unterschiedlichen Komponenten ist die Richtige Richtung, sowie Technik !

Wir bringen den Draht in gleicher Laufrichtung wie unseren zuvor gewickelten Bast an.

Durch das wickeln in die Richtige Richtung ziehen sich beide Komponenten enger zusammen und stützen unseren Ast noch einmal besser. Nun sollten alle Gegebenheiten vorhanden sein um eine erfolgreiche Biegung durchzuführen.

STEP 8 - MIT HILFE DES BIEGEEISENS

 

Mithilfe des Biegeeisens und einem Ausreichend dicken Zugdraht, bringe ich den Ast nun in Position.

Sollten Sie vorzugsweise alleine Arbeiten,so wie ich hier auf dem Bild, ist es hilfreich mit einer Biegehilfe zu arbeiten.

Wichtig hierbei ist immer den Baum von allen Seiten zu Stabilisieren um zu  verhindern das er, bei grösserem Ast Wiederstand  vom Tisch rutscht.

Verwenden Sie hierbei Sicherheitshalber eine Art fixierung welche den Baum fest am Tisch platziert.

STEP 9 - HALBZEIT

 

Geschafft... naja, nicht ganz ! Nun ist unser erster Ast platziert.

Die Biegung hat ausgesprochen gut funktioniert und wir konnten mit dem Ast den Primär sowie Sekundär Ast bzw Etage bilden. Die Aussenkante ist gesetzt an welcher wir uns im nächsten Schritt orientieren können.

Desweiteren haben wir alle nicht diesjährigen Nadeln entfernt und haben die verbleibenden Nadeln mit einem Schnitt um 50% reduziert. Die grün Mengen Reuktion ermöglicht uns ein sauberes Proportionsverhältnis sowie eine bessere Rückknospung im nächsten Jahr.

Seien Sie sich einer möglichen Pilzinfektion bei dieser Technik bewusst - behalten Sie den Baum gut im Auge nach solch einem Eingriff !

STEP 10 - EINE SPALTUNG WIRD NÖTIG

 

Die hälfte unseres Baumes ist fertig und wir haben noch einen Ast übrig um die zweite Hälfte der Gestaltung zu ende zu bringen !

Da der Austrittswinkel dieses Astes entgegengesetzt zu seiner geplanten Position steht, bleibt uns nur einer Möglichkeit... Die SPALTUNG !!!

 

Die kleine Operation die ich bereits erwähnt hatte, bezeichnet in diesem Fall die Spaltung der ersten drittels dieses Astes.

Der gespaltene Teil mündet in zwei Äste welche wir nun flexibel sind und bewegt werden können.

 

Solche Eingriffe sind mit höchster Vorsicht durchzuführen, da Sie natürlich ein gewisses Risiko bieten !

 

STEP 11 - EIN RISKANTER EINGRIFF

 

Die Spaltung wird mit einem Innenkorsett entlang der aussenseite der Biegerichtung, Raffia Bast, Tape und aussen Draht versehen !

So gut geschützt sind die beiden Äste nun gut Stabilisiertund können nun erfolgreich bewegt werden. Den von oben betrachtet linken Ast führen wir auf die Rückseite des Baumes und füllen so den mittleren und oberen Teil der Rückseite.

 

Auch beim Bewegen ist mit höchster Vorsicht zu arbeiten um den nun gespaltenen Ast nicht noch zusätzlich unter Druck zu setzen.

STEP 12 - WIRD DIE KRONE GELINGEN ?

 

Die rechte Seite des Astes kann nun final in die Kronen Gestaltung eingebracht werden. Die letzten Äste werden gedrahtet und final in Position gebracht ! Puh... geschafft !

Das grün ist nun maximal am Stamm platziert und wir können den Baum in der erst Gestaltung Präsentieren !

Wichtig ist nun den Baum keinesfalls dem Frost auszusetzen um die Spaltung nicht in Gefahr zu bringen !

Wir sind sehr zufrieden mit der ersten Umsetzung unserer Vision und hoffen das wir ihnen wieder einen Spannenden EInblick in den Vorgang einer Gestaltung zu bieten. Wir hoffen Sie mit dieser Dokumentation beim Heimversuch motivieren und Unterstützen zu können ! 


BERGKIEFER ( PINUS MUGO )

HISTORIE

Wir möchten Sie mitnehmen den Gestaltungsprozess dieser ca 80 Jahre alten Bergkiefer in all seinen zwischen Schritten zu erleben. Stellen Sie sich eine Bonsai Gestaltung wie das zusammen fügen einzelner Puzzle Teile vor. Wir versuchen den Baum Stück für Stück in seine einzel Parzellen zu zerlegen und ihn anschliessend zu einem gesamten Bild zusammen zufügen ! Wir wünschen ihnen Viel Spass bei dieser Bilder Dokumentation !

Als wir den Baum im Mai 2023 erwerben konnten musste er als aller erstes umgetopft werden, da diese arbeit zuletzt vor ca 4 Jahren verrichtet wurde. Im Zuge der Vorbereitung auf seine folgende Gestalung musste der Baum so stark mit Zucker und Auxin vollgeladen sein wie möglich. Nach einem vollen auswachsen im Sommer 2023 konnte es im darauf folgenden Herbst losgehen.

Die richtige Position wurde beim Umtopfen bereits festgelegt und die Gestaltung konnte beginnen !

STEP 1 - DAS ERKENNEN VON SCHWACHSTELLEN

 

Zu Beginn unserer Arbeit müssen wir uns mit dem richtigen Pflanzwinkel auseinandersetzen Um den Apex über unserem Nebari platzieren zu können und den bestmöglichen Stammverlauf präsentieren zu können.

 

Um eine ansehnliche Gestaltung durchführen zu können, müssen wir uns zuerst mit den Schwachstellen unseres Baumes auseinandersetzen, diese akzeptieren und uns überlegen wie wir Sie kachieren können und für die Zukunft Vorzubeugen.

 

Der Baum zeigt ab dem zweiten drittel eine inversieve Verjüngung, welche wir nicht retuchieren aber zumindest mit Laub kachieren können. Auch ein zukünftiges Shari in diesem Bereich kann uns helfen eine visuelle Verjüngung zu suggerieren.

 

STEP 2 - ZUVIEL IST ZUVIEL

 

Nachdem wir uns mit Step 1 ausenander gesetzt haben kann die eigentliche Arbeit beginnen ! Los gehts !

 

Um die bereits erwähnte Schwachstelle nicht noch zu weiterem Dickenwachstum anzuregen haben wir uns dafür entschieden, den Ast and er dicksten Stelle zu entfernen.

Diese Entscheidung wird massgeblich für die Zukunft des Baumes entscheidend sein und ermöglicht es uns dem doch recht schlanken Moyogi eine für sein Erscheinungsbild eher passendere Form zu geben.

Der Baum ist nun optisch verschlankt und wir haben uns unnötige Arbeit erspaart !

Weitere Äste sollten erstmal nicht fallen und wir können mit den Sekundärarbeiten beginnen.

 

STEP 3 - DAS ENTFERNEN 2 UND 3 JÄHRIGER NADELN

 

Nun kann das entfernen der alten Nadeln beginnen !

Kiefern trennen sich auf natürlichem Wege Artenspeziefisch entweder von 2 oder 3 Jährigen Nadeln.

In der Natürlichen Umgebung mag dieser Prozess kein Problem darstellen, in unserem recht kleinen Kunst Objekt jedoch schon.

Um diesem Ablauf Vorzubeugen und um uns nicht in einem Jahr durch Berge abgeworfener Nadeln kämpfen zu müssen, trennen wir sie vorzeitig von ihrem Besitzer !

Den Positiven Nebeneffekt der hierbei natürlich auch entsteht ist das wir dem Baum wesentlich mehr Licht und Luft bieten können. Dies begünstigt eine erwünschte Rückknospung, erhöht die Chance auf eine Insektenbefall freie Wachstumsphase, bietet uns Platz zur Detaildrahtung und erzeugt ein sauberes Bild in unserem fertigen Objekt !

STEP 4 - DAS REINIGEN DES TOTHOLZES

 

Was wäre eine Konifere ohne gewisse Bereiche des Totholzes !

 

Nachdem wir den Baum seiner alten Nadeln entledigt haben, kümmern wir uns um die nächste Grundsubstanz, dem Totholz !

Bereits vorhandene Jin und Shari Partien solten 2 mal jährlich

(Herbst,Frühjahr) von Grünspahn und Bakterien befreit werden die den natürlichen Vorgang der Zersetzung begünstigen !

 

Um unser Totholz möglichst lange zu konservieren, reinigen wir dieses oberflächlich mit Bürste, Wasser und oder einem handlichen Hochdruckreiniger. Ich bevorzuge diesen zur Grundreinigung !

Danach mischen wir Jin Mittel zu ca 30 zu 70 mit Wasser und tragen dieses auf das noch feuchte Holz auf. Möglichst bei Zimmertemperatur trocknen lassen und es erstrahlt in neuem Weiss !

STEP 5 - SCHNITTSTELLEN VERWANDELN SICH IN JIN

 

 

Um unnatürlich wirkende Schnittstellen zu vermeiden, entscheiden wir uns entfernte Äste in die Ästhätik einfliessen zu lassen.

Wir kreieren natürlich wirkende Bruchstellen die dem Betrachter voran gegangene Umwelteinflüsse näher bringen sollen.

 

So können wir den Effekt eines Blitzschlages oder durch Schneelast abgebrochene Bereiche eines Baumes aufzeigen.

Auch hier entscheidet die Sorgfalt über das Ergebnis.

 

Frisch entrindete Äste sollten wir nicht sofort mit unserem Jin Mittel verschliessen, sondern erstmal dem Sauerstoff aussetzen um es ausharzen und trocknen zu lassen. 6 Monate des ausblutens sollten genügen bevor wir es anschliessend reinigen und mit der Konservierung beginnen !

 

STEP 6 - ERST DIE PROTEKTION, DANN DIE BIEGUNG

 

Nachdem wir uns nun um Stammbereich, Totholz und lästige Nadeln gekümmert haben fehlt nur noch ein Entscheidender Schritt um mit der eigentlichen Arbeit zu beginnen - Wie Sie merken ist die Vorbereitung genauso Zeit inensiv und relevant wie die Eigentliche Arbeit !

 

Nun bereiten wir die Äste, welche einer Stärkeren Biegung bedürfen, auf diesen Prozess vor !

Um Äste vor dem brechen bei stärkeren Biegungen zu bewahren, bandagieren wir Sie mit Raffia Bast.

Spiel entscheidend ist hierbei den Bast durch einlegen in Wasser feucht und Flexibel zu machen und ihn anschliessend mit ordentlich Spannung am Ast zu befestigen.

STEP 7 - DRAHTEN DER PRIMÄR UND SEKUNDÄR ÄSTE

 

Nun kann das Drahten beginnen !

Der Draht ist für den Bonsai Gestalter wie der Pinsel für den Maler !  Ohne das eindrahten der Äste ist es uns nicht möglich unsere Vision des Baumes zu realisieren.

 

Ich würde jedem Bonsai Enthusiast bei der Koniferen Gestaltung Kupferdraht nahe legen. Dieser ist im Vergleich zu Aluminium Draht wesentlich Formstabiler gerade auf die längere Sicht. Desweiteren können wir ca 1/3 feineren Draht verwenden als würden wir mit Aluminium arbeiten.

 

Am Ende gewinnt hier ganz klar Funktionalität und Ästhetik.

STEP 8 - DIE RICHTIGE TECHNIK IST ENTSCHEIDEND

 

Die richtige Technik will gelernt sein !

 

Beim Anlegen unseres Bastes ist darauf zu Achten, dass wir ihn in gleicher Richtung wir unserem darauf folgenden Draht anlegen.

Da sich der Bast beim trocknen wieder zu zieht und dem Ast somit nochmals mehr Stabilität bietet, müssen wir uns im Vorfeld darüber im klaren sein in welche Richtung wir biegen möchten um ihn nicht wieder auf zu wickeln bei Anwendung in falscher Richtung. Dies gilt für den Draht in gleichem Masse !

 

Denken Sie zwei Schritte im vorraus bevor Sie mit der Arbeit beginnen !

STEP 9 - MIT BIEGEHILFE ZUM GOLDENEN SCHNITT

 

Nachdem wir uns nun zu zwei dritteln durch den Baum gedrahtet haben, kommen wir nun langsam zum apikalen bereich.

Da unser Baum auf den ersten 2/3 eine gute und sich wiederholende Bewegung aufweist, diese allerdings im letzten drittel fehlt, müssen wir eingreifen ! Das Mittel der Wahl heisst in diesem Fall Biegehilfe aus Metall. Wenn Sie wie ich des öfteren alleine arbeiten und ihnen eine helfende Hand fehlt ist dieses Werkzeug ein guter Ersatz !

Mit Hilfe dieses Hebel Werkzeuges, einem Stück Zugdraht und unserer Jin Zange, geben wir dem apikalen Bereich seine finale Bewegung und können den geraden Stammverlauf perfekt in den gesamt Eindruck des Baumes etablieren.

Ps. Zugdraht -Benutzen Sie So viel Zugdraht wie möglich !

 

 

 

STEP 10 - DIE RICHTIGE HÖHE IST ENTSCHEIDEND

 

Fast geschafft ! Nun ist die Grundstruktur festgelegt und wir können uns an das Drahten und gestalten Der Krone machen ! Kronengestaltungen sind recht anspruchsvoll und mit einer Krone steht und fällt unser Ergebnis !

 

Ob Sie ihre gedrahteten Äste gleich Ast für Ast stellen oder den Baum erst im ganzen durcharbeiten und sich danach an das stellen der Ast Struktur machen, ist ihnen überlassen.

 

Finale arbeiten werden nun durchgeführt und der letzte noch fehlende Baustein unseres Konstruktes kann nun eingefügt werden !

STEP 11 - DIE FERTIGSTELLUNG

 

Geschafft ! Unser Baum ist nun fertig gestaltet !

Wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis und hoffen ihnen gefällt  er ebenso !

 

Wir konnten dem Baum die grösst mögliche Eleganz und Bewegung geben die in diesem Stadium möglich ist.

Die Äste und Etagen sind gesetzt und nun erstahlt er in neuem Glanz.

Nun nehmen wir uns erst einmal einen kleinen Moment Zeit und lassen unsere Arbeit und gemeinsam verbrachte Zeit Revue passieren und geniessen unser Ergebnis.

SCHLUSSWORT

Wir hoffen wir konnten ihnen einen schönen Einblick in unsere Arbeit gewähren. Es ist uns ein Anliegen nicht nur das fertige Produkt zu präsentieren, sondern Sie mit an dem Entstehungsprozess Teilhaben zu lassen um auch etwaige Entscheidungen besser Nachvollziehen zu können die bei dieser Gestaltung geroffen wurden.

Jeder Baum ist individuell zu betrachten. Es sind Lebewesen und Sie sind was Sie sind. Wir müssen Sie so nehmen wie Sie sind und auf Sie höhren, denn letztendlich geben Sie die Richtung vor und nicht wir als Künstler. Nur mit Respekt und Einfühlungsvermögen können wir aus einem Baum ein Kunstwerk kreieren. 

Wir müssen den Blick auf die Zukunft richten denn auch ein solches Ergebnis ist nichts anderes als eine Momentaufnahme...

 


BERGKIEFER ( PINUS MUGO )

HISTORIE

 

Wir möchten Sie mitnehmen den Gestaltungsprozess dieser ca 40-50 Jahre alten Bergkiefer in all seinen zwischen Schritten zu erleben. Stellen Sie sich eine Bonsai  Gestaltung wie das zusammen fügen einzelner Puzzle Teile vor. Wir versuchen Stück für Stück den Baum in seine einzel Parzellen zu zerlegen und ihn anschliessend zu einem gesamten Bild zusammen zu fügen. Wir wünschen ihnen Viel Spass bei dieser Bilder Dokumentation !

Heute stellen wir ihnen eine Bergkiefer aus Österreich vor. Typisch für diese im Hochgebirge heimische Gattung ist der Bodendeckende Wuchs, welcher Witterungsbedingt zustande kommt. Wir beginnen nun mit der Erstgestaltung dieses seit 3 Jahren im Topf befindlichen Yamadori.

STEP  1 - DAS ERKENNEN DES ANSPECHENDEN PFLANZWINKELS

 

EIn Yamadori bietet uns diverse Gestaltungsmöglichkeiten. Um den für den Betrachter ansprechendsten Pflanzwinkel und somit auch seine Vorderseite zu finden, schauen wir uns den Baum ganz genau von allen Seiten und allen Positionen an.

Der Baum weist eine Flussrichtung nach von hier aus Betrachtet links auf. Man kann von dieser Seite gut in den Baum hinein schauen, was uns ein Gefühl dreidimensionaler Tiefe vermittelt.

Wir entscheiden uns für diese Vorderseite und den Pflanzwinkel in dem sich der Baum bereits befindet - das ist definitiv ein Glücksfall, nicht nur für die Gestaltung sondern auch für das spätere erst topfen in eine passende Schale.

STEP 2 -  TOTHOLZ BEARBEITUNG

 

Nachdem die zukünftige Position gefunden ist begeben wir uns zur Totholz Gestaltung. Wir brechen Schnittstellen bereits entfernter Äste auf und lassen Sie wie natürlich entstandene Bruchstellen erscheinen.

Da der Baum uns viel platz im inneren bieten entscheiden wir uns dafür nach der Jin Prozedur die weitere Gestaltung in Angriff zu nehmen und geplante Shari bereiche nach dem stellen der Äste einzuarbeiten. Dies kann auch im jetzigen Moment getan werden. Dies ist ermessens Sache

STEP 3 - SPALTUNG

 

Nun können wir mit der Konstruktion der ersten Äste beginnen. Der Hautast welcher unseren Apex bilden wird ist von seinem Ansatz her zu dick um ihn effektiv in die richtige Position bringen können. Nun stehen wir vor einer Entscheidung. Den Apex zu tief anzusetzen oder den Ast zu Spalten. Unsere Entscheidung viel auf zweiteres. Indem wir den Ast in der Mitte Spalten erhöhen wir seine Flexibilität und können ihn später dort fixieren wo wir ihn benötigen.

STEP 4 - DAS KORSETT

 

Nachdem wir die Spaltung zum maximalen Punkt gebracht haben, können wir nun beginnen den Ast zu stabilisieren. Das beste ist ein Inneres Koresett aus Draht entland der aussenlinie der Biegung. Dieses Korsett mir uns bei der Biegung behilflich sein und den Ast nach dem nächsten Schritt Stabilisieren.

STEP 5 - RAFFIA BAST

 

Das Korsett in instaliert und nun können wir mit dem folgenden Schritt fortfahren. Nun wickeln wir den Ast mit Raffia Bast ein um unseren Ast final mu bandagieren. Durch den Bast können wir die Biegung durchführen und erhöhen unsere Chancen ein brechen des bereits gespaltenen Astes zu verhindern. Wichtig hierbei ist den Bast möglichst eng und in gleicher Laufrichtung wie den Draht zu wickeln.

STEP 6 - ISOLATION DURCH TAPE

 

Nun da wir unseren gespaltenen Ast mit Bast und einem Inneren Korsett versehen haben, schliessen wir das noch feuchte Raffia mit Isolations Tape ab. Den Vortel den das Tape bietet ist den die Borke für längere Zeit feucht zu halten um den Ast flexibeler zu bekommen. Nach dem wir das Tape in gleicher Richtung gewickeltund den Bast abgedichtet haben legen wir unseren Draht im 45 Grad Winkel an.

Bevor wir Biegen warten wir noch eine Stunde um sicher zustellen, das die Borke möglichst viel Fuchtigkeit aufgenommen hat.

STEP 7 - DIE ERSTE BIEGUNG

 

Unser Ast ist nun eingeweicht und wir können mit der ersten Biegung beginnen. Der Ast wird über dem Mittelpunkt des Baumes platziert und wir beginnen ausnahmsweise nicht mit den tiefsten sondern dem obersten Ast. Ist der Ast platziert können wir uns an ihm orientieren und den restlichen Baum aus Sicht der Ast Stellung an diesem Fix Punkt platzieren.

STEP 8 - ÜBERFLÜSSIGE ÄSTE WERDEN ENTFERNT

 

Nach der Platzierung der zukünftigen Krone können wir uns in diesem Step von nicht Gestaltungs relevanten Ästen verabschieden. Da sich die Flussrichtung des Baumes nach von uns gesehen Links bewegt, entscheiden wir uns dafür den Rechten Ast zu entfernen.

STEP 9 - SHARI

 

Das Shari bezeichnet Totholz Linien entlang des Stammbereiches. Da wir entlang des Hälfte des Stammlinie wunderbare Möglichkeiten haben Shari einzubringen, verlängern wir unsere zuvor ausgearbeiteten Jins in Stammlinien förmigen Shari entland des Stammverlaufes. Diesbietet uns eine Möglichkeit etwas mehr Dramatik in die Gestaltung mit einfliessen zu lassen.

STEP 10 - DIE FERTIG STELLUNG

 

Nachdem wir nun den Baum komplett gedrahtet und die Totholz Linien komplettiert haben ist es Zeit das Laub final zu stellen. Es handelt sich um eine Erstgestaltung und der Baum hat noch einen weiten Weg vor sich aber wir sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Nach reichlich Rückknospung in den folgenden Wachstumsperioden sollte sich ein Wundervoller Bonsai aus diesem alten Yamdori entfalten.

Wir hoffen wir konnten ihnen wieder einen Spannenden Einblick hinter die Kulissen einer Yamadori Gestaltung bieten und wünschen viel Spass und Erfolg bei ihrer nächsten Gestaltung !